Heldt, Werner
Straße in Berlin am Abend, bei angehenden Laternen
Los 7162
Nachverkaufspreis
6.000€ (US$ 6,667)
Straße in Berlin am Abend, bei angehenden Laternen / Straße mit Litfaßsäule und leerer Kutsche
2 Kompositionen, recto/verso. Öl auf Holz. Um 1927.
30 x 39 cm.
Seel 55/56.
Menschenleer liegt die Stadtkulisse in der Dunkelheit des Abends, die nur spärlich von einzelnen Lichtern und einem Hauch Dämmerlichts erhellt wird. Blaue und braune Valeurs bestimmen die Szenerie, Dynamik erhält die Komposition insbesondere durch die vehementen Schräglagen der deutlich sichtbaren Pinselstriche, die kühn den Himmel überspannen und die Flächen durchziehen. In den vier Jahren bis 1928 zog Werner Heldt, gerne auch gemeinsam mit dem verehrten Heinrich Zille, samstagabends durch die Stadt: "Mit Zille studiert er das Milieu der kleinen Leute, ein 'Berlin von unten'." (Seel S. 24). Während dieser Zeit entstanden die vorliegenden Kompositionen.
Provenienz: Bassenge, Berlin, Auktion 15, 1970, Lot 1160
Privatsammlung Berlin
Bassenge, Berlin, Auktion 105, 30.05.2015, Lot 8102
Privatbesitz Berlin
Ausstellung: Werner Heldt 1904-1954, Galerie Michael Haas, Berlin 2017, Abb. S. 12
Alt-Berlin mit Kutsche
Öl auf Holz. 1927.
39,2 x 50,1 cm.
Unten rechts mit Pinsel in Schwarz monogrammiert "WH" und datiert.
Seel 44.
Gesichtslose Nachtschwärmer, schematisch angedeutet, bevölkern die Straßenecke mit der einladend geöffneten Restauranttür. Das Spiel der spärlichen Lichtquellen belebt die Darstellung und lässt aus einem dunklen Grundton heraus das gesamte Kolorit sich entwickeln, lässt Figuren und Farben nur en passant aufleuchten und betont das Atmosphärische der Darstellung. Die groben Pinselstriche verleihen den Bildgegenständen, den Häusern und dem Himmel interessante, schraffurähnliche Strukturen.
Provenienz: Ehemals Sammlung Kurt Brandes, Berlin
Privatsammlung Nordrhein-Westfalen (Nachlass Brandes)
Grisebach, Berlin, Auktion 203, 30.11.2012, Lot 442
Privatbesitz Berlin
Ausstellung: Gedächtnis-Ausstellung Werner Heldt. Gemälde, Aquarelle, Zeichnungen, Haus am Waldsee, Berlin 1954, Kat.-Nr. 5
Werner Heldt, Kestnergesellschaft, Hannover 1957, Kat.-Nr. 3 (verso mit dem Klebeetikett)
Werner Heldt, Kestnergesellschaft, Hannover 1968, Kat.-Nr. 9 (verso mit dem Klebeetikett)
Straßenmusiker
Öl auf Holz. 1927.
66 x 43,5 cm.
Unten rechts mit Pinsel in Hellgrau signiert "LOUIS SCHRIKKEL" und datiert, verso mit Kreide in Weiß (wohl) nochmals signiert.
Die im Vordergrund lehnende Laute lässt das Grundmotiv des Gemäldes sofort ins Auge springen: In der dichten, vertikal gestaffelten Komposition geht es um Musik. Die Szene scheint von den Klängen der Instrumente der drei Straßenmusiker erfüllt. Geometrisch vereinfachte Formen und klar voneinander abgegrenzte Farbflächen mit pastos getüpfeltem Farbauftrag verleihen der frühen Arbeit Schrikkels eine charakteristische Modernität und Rhythmik. Schrikkel studierte an der Rijksacademie voor Beeldende Kunsten in Amsterdam. 1931 hatte er im Alter von 31 Jahren seine erste Einzelausstellung und wurde Mitglied mehrerer Künstlervereinigungen (vgl. museumhelmond.nl, Zugriff 10.02.2025).
Dufy, Raoul
Copenhagen, Christiana et Helsinki; Ottawa, Luxembourg et Stockholm
Los 7169
Nachverkaufspreis
900€ (US$ 1,000)
Copenhagen, Christiana, Helsinki; Ottawa, Luxembourg, Stockholm
2 Bl. Bleistift auf Velin.
10 bzw. 9 x 27 cm.
Jeweils unten rechts mit Bleistift monogrammiert "RD" und bezeichnet.
Beide Blätter vereinen jeweils drei fein gezeichnete Stadtimpressionen, entstanden wohl auf Reisen Dufys.
Provenienz: Privatsammlung Frankreich
Aguttes, Paris u.a., Auktion 05.-19.05.2022, Lot 14
Sammlung Henning Lohner, Berlin
Dunkler Tag im Moor
Kohle und farbige Kreide auf der Rückseite eines Briefumschlags. Um 1942.
14 x 19,2 cm.
Auf dem Unterlagepapier vom Sohn des Künstlers mit Bleistift bestätigt "Für Otto Modersohn, Chr. M.".
Zeichnung auf der Rückseite eines an Modersohn adressierten, am 02.12.1941 abgestempelten Briefumschlags. Seit 1936, als Modersohn auf dem rechten Auge erblindet war, malte er ausschließlich im seinem Atelier. Bei der vorliegenden Studie handelt es sich also um eine Naturerinnerung, um ein inneres Bild, und so konzentriert der Künstler sich auf das Wesentliche: Die flache Landschaft mit ihren feuchten Wiesen und kahlen Bäumen, das dicht an den Boden geduckte Haus schildert er mit vehementem Duktus und sicheren Linien der dunkeltonigen Kreiden.
Provenienz: Familie des Künstlers
Galerie Rosenbach, Hannover (1980)
Hauswedell & Nolte, Hamburg, Auktion 11.12.2015, Lot 374
Privatbesitz Hessen
Mickey's Kangaroo
Blei- und Farbstift auf Skizzenpapier. 1935.
24 x 30,5 cm.
Unten rechts mit Bleistift bezeichnet "217".
Animationszeichnung für den Kurzfilm, der am 13. April 1935 Premiere hatte. Mickey entdeckt hier, dass zwei Känguruhs bei ihm angekommen sind, Hoppy und ihr Sohn Joey. Die Zeichnung schildert die Szene um die 3:35-Marke. Dieser Kurzfilm erschien als der letzte komplett schwarz-weiße Mickey-Mouse-Cartoon des Disney-Studios unter der Regie von Dave Hand. Im Unterrand mit den charakteristischen verstärkten Lochungen.
Provenienz: Heritage Auctions, Houston, Auktion 26.12.2016, Lot 14165
Sammlung Henning Lohner, Berlin
Mickey Mouse on Skates
Blei- und Farbstift auf Skizzenpapier. 1935.
24 x 30,5 cm.
Unten rechts mit Bleistift bezeichnet "24".
Die schwungvoll angelegte Produktionszeichnung, entstanden für den achtminütigen Kurzfilm "On Ice" in den Disney-Studios, lässt den Entstehungsprozess anhand der feinen Vorzeichnungen beispielhaft erkennen. Die Regie dieses 79. Mickey Mouse-Kurzfilms führte Ben Sharpsteen, und Walt Disney selber sprach die Rolle der Mickey Mouse. Im Unterrand mit den charakteristischen verstärkten Lochungen.
Provenienz: Heritage Auctions, Houston, Auktion 01.01.2017, Lot 11179
Sammlung Henning Lohner, Berlin
Zwei spielende Hunde
Bronze mit grünlicher Patina. 1937.
10,2 x 15,3 x 6,5 cm.
Auf dem Bauch des rechten Hundes monogrammiert "RS" sowie mit dem Gießerstempel "H.Noack Berlin".
Buhlmann 104, Berger/Ladwig/Wenzel-Lent 158.
Wild und ausgelassen tollen die zwei jungen Hunde herum. Die Schnauze nach oben gerichtet, springen sie sich so verspielt an, dass sich ihre Vorderpfoten in der Luft ineinander verhaken. Hunde hat Renée Sintenis immer wieder gerne zum Motiv ihrer Kleinbronzen gewählt, sie stellte jedoch zumeist nur einen einzelnen Terrier in verschiedenen Posen dar: im Sitzen, auf den Hinterbeinen, beim Schlafen, im Liegen, beim Bellen und beim Spielen (vgl. u.a. Berger/Ladwig/Wenzel-Lent Nr. 71, 88, 96-99, 110, 118). Im Jahr 1928 entstanden die meisten Hundebronzen. Unserer Arbeit am ähnlichsten ist allerdings der "Junge Hund" von 1934, der erwartungsvoll nach oben schaut. Ein Exemplar der "Zwei spielenden Hunde" befindet sich laut Berger/Ladwig/Wenzel-Lent in der Neuen Nationalgalerie, Berlin. Prachtvoller Guss mit lebendiger Patina, die Hundeköpfe, Ohren und Hinterbeine sind sehr schön plastisch modelliert.
Provenienz: Privatbesitz Berlin
Segelnder Fischer
Öl auf Leinwand, auf Hartfaser kaschiert.
60 x 40 cm.
Unten rechts mit Pinsel in Dunkelbraun signiert "M. Melzer".
Die rhythmische Bewegtheit der See durchdringt die gesamte Komposition. Die Figur des Seglers, sein Boot und die Motive im Hintergrund, Wasser, Wolken und andere Segelboote, verschränken sich miteinander durch ihre Zerklüftung und Aufsplitterung in wuchtige, scharfkantige Formen, so dass sie sich gegenseitig in der Kraft ihres Ausdrucks verstärken. Durch die Varianten der Formgebung und die Farbverteilung entsteht eine ruhige Zone in der unteren Bildhälfte des Vordergrundes und eine vehement bewegte Partie oben im Hintergrund. Melzer "knetet die Welt des Sichtbaren gewaltig um und formt sie nach seinen Gesetzen." (Gerhard Leistner, Streben nach reiner Kunst, in: Moriz Melzer. Werke von 1907 bis 1927, Ausst.-Kat. Ostdeutsche Galerie Regensburg 2007, S. 95). Nach seiner Teilnahme an der Berliner Sezession gründete der aus Böhmen stammende Melzer zusammen mit Pechstein, Tappert und anderen die revolutionäre Novembergruppe.
Provenienz: Privatsammlung Berlin
L'Âne
Aquatinta mit Kaltnadel auf kräftigem Montval-Velin. 1936.
41,5 x 31,5 cm (44 x 33,3 cm).
Wohl vom Drucker Lacourière bezeichnet "3ème etat".
Bloch 329, Baer 576 IV A (von C).
Eines von lediglich vier Exemplaren des vierten, endgültigen Zustandes, von der noch unverstählten Platte, jedoch noch mit dem Datum im Unterrand der Platte. Vor der Auflage in: Eaux-fortes originales pour les textes de Buffon, herausgegeben von Martin Fabiani, Paris 1942. Prachtvoller, kräftiger und nuancenreicher Druck, rechts und unten mit dem Schöpfrand.
CR und Fotos auf Server
Le Singe
Aquatinta mit Kaltnadel und Roulette auf kräftigem Montval-Velin. 1936.
41,5 x 31,5 cm (44 x 33,3 cm).
Bloch 339, Baer 586 II B a (von C).
Exemplar des zweiten, endgültigen Zustandes, von der bereits verstählten Platte, jedoch noch mit dem Datum im Unterrand der Platte. Außerhalb bzw. vor der Auflage in: Eaux-fortes originales pour les textes de Buffon, herausgegeben von Martin Fabiani, Paris 1942. Baer erwähnt 47 Drucke dieses Zustandes. Prachtvoller, nuancenreicher Druck, rechts und unten mit dem Schöpfrand.
Composition
Farblithographie auf Arches-Velin. 1957.
60 x 46,5 cm (66,5 x 50,4 cm).
Bloch 838.
Wohl außerhalb der Auflage von 200 signierten und numerierten Abzügen, mit den mitgedruckten Markierungen in den Rändern. Prachtvoller, kräftiger Druck mit breitem Rand, oben und unten mit dem Schöpfrand.
Braque, Georges
Théogonie d'Hésiode (Suite Vollard, Blatt o)
Los 7200 [*]
Nachverkaufspreis
900€ (US$ 1,000)
Théogonie d'Hésiode (Suite Vollard, Blatt o)
Kupferstich auf kräftigem Van Gelder Zonen-Velin. 1930-32.
36,9 x 29,9 cm (53 x 38 cm).
Vallier 20, Blatt o.
Auf Vorschlag von Ambroise Vollard begann Georges Braque Anfang der 1930er Jahre mit zahlreichen Illustrationen zur „Theogonie“ von Hesiod, die er alle mit einer Bordüre umrandete. 1932 wählte man 16 Radierungen aus dieser Gruppe aus, die anschließend bei Galanis in Paris in einer Auflage von 50 Abzügen gedruckt werden sollten. Bis zum Tode von Vollard 1939 war die Auflage allerdings noch nicht fertig ausgedruckt. 1954 verlegte Aimé Maeght die Blätter dann in Buchform, jedoch ohne die frühe Bordüre. Unser Exemplar vermutlich ein unsignierter Frühdruck vor der Auflage und späteren Buchform. Prachtvoller Abzug mit Grat, tief eingeprägter Plattenkante und seidigem Plattenton, mit dem vollen Rand, unten und rechts mit Schöpfrand. Selten.
Theogonie IV
Farblithographie auf Auvergne-Bütten. 1954.
Ca. 44 x 27,7 cm (57,2 x 46,3 cm).
Signiert "GBraque". Auflage 25 num. Ex.
Die dreifarbige Lithographie in Schwarz, Ocker und Weiß, in kleiner Auflage von nur 25 Exemplaren von Mourlot gedruckt und erschienen bei Maeght, Paris. Ausgezeichneter Druck mit dem vollen Rand, links mit Schöpfrand.
Le char III
Farblithographie, auf festem Arches-Velin. 1955.
32,2 x 42,2 cm (50 x 65 cm).
Verso mit Bleistift bezeichnet "7".
Vallier 98.
Seltener Zustandsdruck vor der gelben Tonplatte und dem Überdrucken mit einer gravierten Kupferplatte, wie Mourlot es erwähnt. Die spätere Auflage von 75 Exemplaren wurde außerdem vom Künstler von Hand überfirnisst. Gedruckt von Mourlot und verlegt von Maeght, Paris. Prachtvoller, kräftig glänzender Abzug mit dem vollen Rand.
La petite tasse
Farblithographie auf Japan. 1962.
13,5 x 16,5 cm (31 x 44,2 cm).
Signiert "G Braque". Auflage 70 num. Ex.
Vallier 173.
Herausgegeben von Adrien Maeght, Paris, Druck Mourlot, Paris. Ganz prachtvoller Druck mit dem vollen Rand, rechts und unten mit dem Schöpfrand.
Baumeister, Willi
Salome IV (Variante): Der Prophet schmäht Herodias
Los 7216
Nachverkaufspreis
1.500€ (US$ 1,667)
Salome IV (Variante): Der Prophet schmäht Herodias
Kreide, Feder in Schwarz und Kohle auf halbtransparentem Velin. 1946.
20 x 30,8 cm.
Baumeister 1372.
Zeichnung zur Lithographie gleichen Titels, ebenfalls 1946 entstanden als Blatt 6 der Mappe "Salome und der Prophet" (Spielmann/Baumeister 59). Das Spätwerk Baumeisters beherrscht "ein Vokabular von amorph-figürlichen, zeichenhaft überlieferten archaischen Reliefstrukturen, dialogisch, landschaftlich, schwebend, in Bewegung" (Dietmar J. Ponert, Willi Baumeister, Stuttgart 1988, S. 28). Sowohl die Abstraktion in den typischen weichen, vereinfachten Formen als auch die Verrätselung erkennbarer Bildinhalte zeigt sich in unserer Arbeit. Die kräftigen Konturen der Figuren stehen in einem schönen Gegensatz zu den in Frottagetechnik gestalteten, wabenförmigen Untergrundmustern.
Provenienz: Hauswedell & Nolte, Hamburg, Auktion 259, 07.06.1985, Lot 94
Privatbesitz Hessen
"Amrum Fischerboote Wittdün"
Pinsel in Schwarz auf genarbtem Velin. 1956.
48,8 x 60,7 cm.
Unten links mit Pinsel in Schwarz signiert "MKaus" (ligiert), datiert und betitelt.
Die dynamische Darstellung zeigt mit kalligraphischer Sicherheit geführte Linien. In ihrem Kontrastreichtum und der Reduktion auf Schwarz und Weiß, ohne Zwischentöne, steht die Zeichnung dem druckgraphischen Werk des Künstlers nahe.
Ohne Titel
Öl und Gouache auf festem strukturierten Velin. 1956.
68,8 x 95,6 cm.
Unten rechts mit Bleistift signiert "FThieler" und datiert, verso signiert "Fred", datiert und gewidmet.
Diese energiegeladene Komposition aus den 1950er Jahren wirkt förmlich wie eine Explosion der Materie. Durch das experimentierfreudige Auftragen von öl- und wasserlöslicher Farbe mit verschiedenen Viskositäten entstehen physische Reaktionen an der Farboberfläche, die Thieler sich zu Eigen macht. Es ist die Dynamik, das Sichtbarmachen des unsichtbaren Kräfteverhältnisses und die Auseinandersetzung des Künstlers mit Rhythmus und Bewegung als Mittel der kompositorischen Bearbeitung, die diesem Werk einen besonders eindringlichen Ausdruck verleiht.
Provenienz: Privatbesitz Berlin
Ohne Titel
Mischtechnik auf festem Velin. 1961.
67 x 95 cm.
Unten links mit Bleistift signiert "F. Thieler" und datiert.
Explosiv-abstrakte Komposition in Schwarz und Weiß, gestaltet in einer Kombination von gestischen Farbspuren, aufplatzenden Oberflächen und marmorierend ineinanderlaufenden Farbpartien. Es entsteht eine Zeichnung von vehementer Dynamik. Die Arbeit entstand in einer Phase im Œuvre Fred Thielers, in der er verstärkt mit Farbe und Malwerkzeugen experimentierte. Dieses Interesse an der Farbe als Material brachte er um 1959 von seinen Reisen nach Paris und in die Niederlande mit. Seine gedämpfte Farbwahl orientiert sich an Pierre Soulages und Fritz Winter. Unsere Arbeit entstand in Thielers früher Zeit in Berlin, wo er von 1959 bis 1981 an der Hochschule für Bildende Künste unterrichtete.
Seitz, Gustav
Brecht mit Zigarre (Statuette I)
Los 7241
Nachverkaufspreis
7.000€ (US$ 7,778)
Brecht mit Zigarre (Statuette I)
Bronze mit schwarzer Patina auf Bronzeplinthe. 1957/58.
49,5 x 16,5 x 14,5 cm.
Verso hinter dem rechten Bein auf der Plinthe signiert "Seitz".
Grohn 121.
Der runde Kopf, die etwas schiefe Nase und die eng zusammenstehenden Augen machen die charakteristische Gestalt Bertolt Brechts auf den ersten Blick erkennbar. Mit leichter Stilisierung und Reduktion der Formen verleiht Seitz der Figur eine fast monumentale Einfachheit. Nachdem er 1949, in der Zeit des Kalten Krieges, den Nationalpreis der DDR entgegengenommen hatte und Mitglied der Akademie der Künste zu Berlin (Ost) wurde, suspendierte man Seitz von seiner Lehrtätigkeit an der Hochschule für bildende Künste und erteilte ihm mit sofortiger Wirkung Hausverbot. Er zog in den Ostteil der Stadt um, 1958 weiter nach Hamburg. In dieser Zeit der Umbrüche entstand die Figur des stehenden Dichters. "Den Bildhauer verband mit dem Dichter eine lange vertrauensvolle Freundschaft und der gemeinsame Kampf gegen die Gängelung durch die Obrigkeit der DDR, die die Lehrtätigkeit an der Akademie argwöhnisch überwachte. Dennoch begann er die Arbeit an seinem Porträt erst nach dem Tod Brechts im Jahr 1956. Über 11 Jahre hinweg beschäftigte ihn das Bildnis. Die zahlreichen Zeichnungen, die Statuetten, Masken und Köpfe, die alle aus dem Gedächtnis entstanden, sind Zeugnis seines intensiven geistigen Dialogs mit dem Dichter und dem privaten Brecht (...) Die Statuetten von 1957/8 scheinen die Wiedergabe eines alltäglichen Erlebnisses einer Theaterprobe zu sein, die Brecht leitete und der Seitz häufig zusah. Die starke Reduzierung aber aller narrativen Details zeigt, dass Seitz hier keinen vorübergehenden Moment festhalten wollte, sondern das Typische, das Gültige in der Haltung des verehrten Freundes." (Brigitte Heise, in: Gustav Seitz. 50 Köpfe, Hamburg 2013, S. 18). Grohn sind elf Güsse bekannt. Prachtvoller Guss mit homogener Patina.
Provenienz: Privatsammlung Berlin
Zakopane
Öl auf Malpappe. 1957.
49,5 x 66 cm.
Verso auf dem Karton mit Faserstift in Blau (von fremder Hand?) bezeichnet "WV 0584".
Hell, in zarten Farben schimmert die Winterlandschaft. Mit einem strichelnden Pinselduktus und stellenweise trockenem Farbauftrag gestaltet der Künstler das Motiv, er findet zarteste Nuancen, um die Stimmung, das Dämmerlicht, das Atmosphärische in seiner Landschaft zum Ausdruck zu bringen. "Das Motiv ist in der Sprache der Farben vergeistigt. Obgleich die Naturbeobachtung sichtbar bleibt, verliert das Objekt seine gegenständliche Direktheit zugunsten einer Aussage, in der eine feingeistige Interpretation dominiert.“ (Lothar Lang, in: Malerei und Grafik in Ostdeutschland, Leipzig 2002, zit. nach atelier-otto-niemeyer-holstein.de, Zugriff 26.03.2025). Mehrfach hielt sich der Künstler in Zakopane auf, auch aus den Jahren 1961-65 sind einige dort entstandene Arbeiten im Werkverzeichnis registriert. Das Werk ist unter der Nummer 0584 im Werkverzeichnis Otto Niemeyer-Holstein registriert. Wir danken dem Atelier Otto Niemeyer-Holstein, Koserow, für freundliche Hinweise vom 19.03.2025.
Provenienz: Staatlicher Kunsthandel der DDR
Privatbesitz Brandenburg
Allein vorn
Öl auf Leinwand, auf Holz kaschiert. 1969.
49 x 61 cm.
Unten links mit Pinsel in Beige signiert "Franz Radziwill", verso mit Pinsel in Grün mit der Werknummer "611".
Firmenich/Schulze 815.
Wie ein Zuschauer am Rand der Rennstrecke blickt man auf den Radsportler: Grell ausgeleuchtet von einem kalten, surreal wirkenden Sonnenschein wird der Rennradler auf der Landstraße gleich vorbeizischen, geradewegs nach vorne, verfolgt von einem tieffliegenden Hubschrauber. Der spitze Winkel der scharf angeschnittenen Straße zieht mit seinen weiß leuchtenden Markierungen den Blick des Betrachters schnell ins Bild hinein und könnte ihn mit derselben Dynamik zügig wieder entlassen, doch der bühnenhaft inszenierte, trotz der Landschaftsszenerie geschlossene Bildaufbau mit der niedrigen Horizontlinie hält den Blick in der fein austarierten Komposition fest. Den phantastischen Charakter der Szenerie unterstreichen die überspitzt geformten Landschaftselemente. In differenzierter Palette und mit pastosem Farbauftrag gestaltet Radziwill die dynamische Szene. Bekannt wurde der Künstler mit seinen sachlichen Industrielandschaften und Endzeitszenarien des Magischen Realismus, einer Form der Neuen Sachlichkeit mit surrealistischen Anklängen, inspiriert durch Giorgio de Chirico und die Pittura Metafisica.
Provenienz: Ehemals R. Buchrucker, München (so verso auf Fragment eines Ausstellungsetiketts)
Schloß Ahlden, Auktion 80/81, 1993, Abb. 124
Privatsammlung Berlin
Ausstellung: Franz Radziwill. Gemälde, Aquarelle, Handzeichnungen, Kunsthalle Bremen 1970, Nr. 66
Franz Radziwill, Kunstverein Hannover 1971, Nr. 66
Franz Radziwill, Staatliche Kunsthalle NGBK, Berlin 1981, Nr. 180
Inszenierte Bildräume, Franz Radziwill Haus, Dangast 2020, Kat.-Nr. 23 (Abb. S. 84)
"11. Dez. 60"
Aquarell auf Bütten. 1960.
17 x 24 cm.
Unten links mit Pinsel in Braun signiert "Jules Bissier" und datiert.
Meisterhaft abstrahierte Komposition mit horizontal gestaffelten Gefäßformen. Die auf das Wesentliche vereinfachten, aneinandergereihten Gegenstände zeigen sich charakteristisch für Bissiers Werk voll symbolhafter, vielfach ungegenständlicher und oft kryptischer Zeichen, die häufig an die Kalligraphie fernöstlicher Tuschmalerei erinnern. Spürbar wird der lyrische, meditative Charakter seines Schaffens, das insbesondere in den berühmten Miniaturen von äußerster Konzentration geprägt ist.
Die vorliegende Arbeit ist im Archivio Bissier, Ascona, registriert.
Provenienz: Lefebre Gallery, New York (mit deren Klebeetikett auf der Rahmenrückseite)
Christie's, Beverly Hills CA, Auktion 05.12.2001, Lot 1
Germann, Zürich, Auktion 25.11.2002, Lot 46
Kaupp, Sulzburg, Auktion 10.-12.05.2007, Lot 2136
Privatbesitz Hessen
Le miroir bleu
Öl auf Leinwand. Um 1968.
61 x 50 cm.
Unten rechts mit Pinsel in Weiß signiert "Spiro", verso auf dem Keilrahmen mit Faserstift in Rot betitelt und mit den Maßangaben sowie (von fremder Hand) in Schwarz bezeichnet "8996".
In leuchtender Farbigkeit gestaltete phantastische Komposition. Der an der Wiener Kunstgewerbeschule ausgebildete Künstler war zunächst Journalist, Autor und Spielzeughersteller, widmete sich jedoch nach seiner Flucht aus dem besetzten Österreich nach Frankreich zunehmend der Malerei. Direkt nach dem Zweiten Weltkrieg verkaufte Spiro auf seiner ersten, äußerst erfolgreichen Ausstellung in der L’Arcade Gallery, London, fast alle Werke und lebte nun ausschließlich von seiner Malerei.
Provenienz: Privatbesitz Nordrhein-Westfalen
Goldwolke
Öl, Lack sowie Gold- und Silberpigmente auf Leinwand. 1964.
130 x 94 cm.
Unten rechts mit Pinsel in Gold signiert "Godeg" und datiert, verso mit Kreide in Schwarz numeriert "19/10" und mit Maßangaben.
Karl Godeg studierte Bildhauerei in Dresden und später in Berlin bei César Klein, um sich dann ausschließlich der Malerei zuzuwenden. Vor allem durch seine Goldbilder, die sich mit ihren unbestimmten Formen, zentriert von der Mitte der Leinwand aus ergeben, erlangte er größere Bekanntheit. In Paris fanden diese Arbeiten bereits in den 1960er Jahren großen Anklang; so waren sie 2012 in der Galerie Margaron in Paris ausgestellt.
Ohne Titel
Gouache bzw. Öl auf Velin. 1965.
44,5 x 68,2 cm.
Unten mittig mit Bleistift signiert "H. Prem" und datiert.
Leuchtend farbige, stark abstrahierte Komposition, entstanden wohl während Prems Zeit in Schweden. Nach einem Malereistudium an der Münchener Akademie der bildenden Künste und einem Studium der Bildhauerei an der Berliner Hochschule für bildende Künste bei Ernst Schumacher gründete Heimrad Prem 1958 mit H.P. Zimmer, Lothar Fischer und Helmut Sturm die avantgardistische Gruppe "Spur", eine Arbeits- und Lebensgemeinschaft, die durch ihre anarchistischen Proklamationen gegen Staat und Gesellschaft rebellierte. Im Jahr 1965/66 lebte Heimrad Prem in Südschweden. Hier zeigten seine Arbeiten zunehmend Einflüsse der Pop Art, und nach seiner Rückkehr verband Prem nur noch wenig mit der ehemaligen Gruppe "Spur". Verso Fragment einer weiteren Kompositionsskizze.
Provenienz: Privatbesitz Nordrhein-Westfalen
Schöne Musik
Öl auf Leinwand. 1968.
170 x 209 cm.
Unten rechts mit Pinsel in Blauweiß signiert "M KOEPPEL" und datiert.
Wie eine surreale Bühnenszene voller ironisch-satirischer Anspielungen erscheint das großformatige Gemälde: In leuchtendem Weiß hebt sich die stehende fratzenhafte Männerfigur vor dem verschieden gemusterten Grund der 1960er-Jahre-Inneneinrichtung ab, am Boden ein skurriles schlafendes Paar - eine entkleidete Dame und bekleideter Herr. Das bildmittig liegende alte Tonbandgerät steht ironisch für den gewählten Bildtitel.
Koeppel wurde 1960 Meisterschüler an der HfbK Berlin und gleichzeitig mit dem Preis der Großen Berliner Kunstausstellung ausgezeichnet. Er betätigte sich in dieser Zeit auch als Bühnenmaler für Oper und Fernsehen. Mit Grützke, Bluth und Ziegler gründete er 1973 die Künstlergruppe "Schule der neuen Prächtigkeit", die sich gegen die abstrakte Malerei wandte und für einen neuen, von Ironie und Satire geprägten Realismus stand.
Provenienz: Privatbesitz Berlin
Ausstellung: Große Berliner Kunstausstellung, Ausstellungshallen am Funkturm (auf dem Keilrahmen mit dem Etikett, o.J.)
1,- DM
Öl auf Tuch. 1966.
60 x 70 cm.
Verso mit Farbstift in Blau signiert "Hödicke".
In breiten, zügigen Bahnen und mit gestischer Bewegung rollt Hödicke die teils wässrige, kräftiggrüne Farbe auf den unbehandelten Malgrund, auf dem stellenweise Orange und Gelb durchschimmern. Souverän bewegt er sich mit seiner Darstellung sowohl kompositorisch als auch technisch im Bereich der Abstraktion, setzt darüber jedoch die leuchtend helle Schrift wie eine Preisauszeichnung, eine in diesem Zusammenhang rätselhafte Chiffre. Hödicke gilt als einer der Wegbereiter des deutschen Neoexpressionismus und als engagierter Professor an der Berliner Hochschule der Künste; er war zudem einer der wichtigsten Anreger der sogenannten Neuen Wilden. "Die ruppig-schnell gemalten Bilder sind kühl konstruiert - das ist kaum zu merken, erst der zweite und dritte Blick erkennen das; darum ermatten Hödicke-Bilder nicht, fallen nach der Überraschung des ersten Augenblicks nicht in flaue Langeweile, Spontaneität aus dem Kopf des Malers." (Hermann Wiesler, in: Hödicke Stadtbilder, Ausst.-Kat. München 1994, o. S.). Hödicke hielt sich von 1966 bis 1967 in Amerika auf, wo er experimentelle Kurzfilme produzierte, die zumeist seinen New-York-Aufenthalt reflektieren.
Provenienz: Grisebach, Berlin, Auktion 41, 26.11.1994, Lot 334
Privatsammlung Berlin
Lichtenstein, Roy
Bicentennial Print aus America: The Third Century portfolio
Los 7267
Nachverkaufspreis
8.000€ (US$ 8,889)
Bicentennial Print aus America: The Third Century portfolio
Farblithographie und Farbserigraphie auf festem Velin. 1975/76.
63,6 x 45,9 cm (76,2 x 56,7 cm).
Signiert "rf Lichtenstein" und datiert. Auflage 200 num. Ex.
Corlett 136.
Herausgegeben von APC Editions, division of Chermayeff & Geismar Associates, New York (and underwritten by Mobil Oil Corporation) und gedruckt von Styria Studio, New York, mit deren Blindstempel unten rechts. Erschienen 1976 in einer Mappe von insgesamt 13 Werken verschiedener Künstler wie zum Beispiel Christo, Roy Lichtenstein, Robert Rauschenberg, James Rosenquist, Edward Ruscha. Die Erlöse aus dem Verkauf der Mappe wurden an eine vom jeweiligen Künstler ausgewählte Wohltätigkeitsorganisation gespendet. Diese Organisationen sind mit dem Namen des Künstlers und dem Titel des Werks auf den Titel-/Kolophon-Seiten der Mappe aufgeführt. Lichtenstein entschied sich für die American Civil Liberties Union, die New York Civil Liberties Union und Change, Inc., eine von Rauschenberg gegründete Wohltätigkeitsorganisation, die aufstrebende Künstler finanziell unterstützen sollte. Prachtvoller Druck mit dem vollen Rand.
[*]: Regelbesteuert gemäß Auktionsbedingungen. [^]: Ausgleich von Einfuhr-Umsatzsteuer.
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