Artzney Buch
Darinnen sehr Nutzliche unndt zum öfteren Aprobierte Recepter von. Süddeutschland Anfang des 18. Jahrhunderts
Los 1061
Zuschlag
350€ (US$ 389)
Aus der Bibliothek des Grafen K. Kollonich
in Groß-Schützen bei Preßburg
Artzney Buch. Darinnen sehr Nutzliche unndt zum öfteren Aprobierte Recepter von allersandt Zueständt, undt Unfäll der Pferdten. Deutsche Handschrift auf Papier. 86 S. (num. 1-85). Ca. 26 Zeilen. Schrift: deutsche Kurrent-Bastarda. Format: 30,2 x 19,5 cm. Mit kalligraphischen Überschriften. Halbleder um 1940 mit Leinen-Deckelbezug. Süddeutschland Anfang des 18. Jahrhunderts.
Praktische Rossarznei mit zahlreichen Rezepten und Anweisungen zum Kurieren der Pferde und Haustiere, basierend auf Meister Albrant. Vorsatz mit ausführlichen eigenhändigen Einträgen von Gerhard Eis (1908-1982) "Der Band stammte aus der Bibliothek des Grafen K. Kollonich in Groß-Schützen bei Preßburg. Er war in Holzdeckel gebunden ... Die Heilvorschriften dieser Handschrift kommen zum größten Teil aus dem mittelalterlichen Roßarzneibuch des Meisters Albrant, Kaiser Friedrichs Schmied, Marschaller in Neapel".
Das Grafengeschlecht derer Kollonitz von Kollograd gehören zu den ältesten Preßburger Familien kroatisch-österreichisch-ungarischen Ursprungs. – Provenienz: Antiquariat O. Pysvejc, Prag 1936, dann Sammlung Prof. Dr. Gerhard Eis, Heidelberg, Hs. 32. Mit einmontierter Fiche auf dem fliegenden Vorsatz: "Handschrift Nr. 32 das Groß-Schützener Roßarzneibuch 17./18. Jh. im Besitz von Dr. Gerhard Eis, Ruppersdorf 520 ist nach den Grundsätzen der [durchgestrichen:] Königl. Preußischen Akademie der Wissenschaften zu Berlin von Herrn Doz. Dr. Gerhard Eis im Nov. 1937 aufgenommen worden".
Auch diese Handschrift wurde in zahlreichen wissenschaftlichen Traktaten untersucht und interpretiert, wie Gerhard Eis sauber auf dem Vorsatz vermerkt mit einer vollständigen Bibliographie der Werke, die die Rossarznei nennen.
Guido von Arezzo
Musiktheorie nach Guido. "Sine manu frustra cantas per plurima lustra".
Los 1063
Zuschlag
1.100€ (US$ 1,222)
Guido von Arezzo. - Musiktheorie nach Guido. "Sine manu frustra cantas per plurima lustra". Lateinische Handschrift auf festem Kartonpapier "Carta rustica". 27 nn. Bl. Mit Text in schwarzbrauner Sepiatinte, Rot und Blau, romanischer Quadratnotation auf vierzeiligem System, mehreren kleineren in Rot und Blau sowie 4 großen Zierinitialen in Rot auf gelbem Kastengrund sowie ganzseitiger Illustration einer "Guidonischen Hand" in Deckfarbenmalerei. 36,2 x 25 cm. Sprenkelmarmorierter Papp-Kopertband im Stil der Zeit (leicht berieben, beschabt) mit 10 am Bund eingeflochtenden (neuen) Hanfbindeschnüren. Italien Anfang des 18. Jahrhunderts.
Musiktheoretische Handschrift nach der Lehre des Guido von Arezzo mit einer prachtvollen Zeichnung der sogenannten "Guidonischen Hand", der Darstellung einer geöffneten linken Hand, auf der die einzelnen Noten und Töne sowie deren Bezeichnungen eingezeichnet wurden, so dass jedem der Fingerglieder, Rumpf und Spitze eine Tonstufe des Hexachordsystems mittels kleiner Schriftbänder zugewiesen wurde, anhand derer sich die diatonische Tonleitern der Vokalkompositionen erschließen lassen. Auch wenn Guido von Arezzo wohl nicht der "Erfinder" war und das Tonsystem vielmehr später etwa von Sigebert von Gembloux (1030-1112) und anderen etabliert wurde, so fand das Hilfsmittel der Hand über die Jahrhunderte Verwendung.
Das Motto "Sine manu frustra cantas per plurima lustra" ließe sich etwa deuten als "Ohne die (Guidonische) Hand singst Du vergeblich bei jeglicher (Gottesdienst) Feier". Das Folgeblatt zeigt dann die aufsteigende und absteigende Tonleiter von "do" bis "la" und darunter eine Tabelle der Tonhöhen "C naturam dat F b molle G quoq. quadrum". Es folgen die Tonleitern für die gregorianischen Kirchengesänge, die "Ordines", die "Mutazioni del canto fermo", "Formule de Toni autenici e Plagali" sowie ein umfangreiches Kapitel "Le Intonazioni solleni delle Cantici Magnificat, Benedictus, &c. nelle loro finali sarano del tutto eguali alle intonazioni precedenti, ma il loro principio sarà diverso nelli toni, Secondo, Setttimo, & Ottavo" und ganz zum Schluss die Antiphona für das Epiphaniasfest zum Feiertag der Heiligen Drei Könige: "I Die Epiphaniae in II. Vesperis antiph. in Choro anter." – Die ersten drei Blätter blieben weiß, die letzten beiden Seiten mit leeren Notenlinierungen. Unsichtig und fachmännisch restauriert, die "Carta rustica" mit kleinen Eck- und Randstegansetzungen bei Ausbrüchen mit geringem Papier-, aber ohne Text- oder Darstellungsverlust. Vorsätze neu, neu in den passende Einband eingehängt.
Medizin für Kinder
Dissertationes de morbis puerorum. Italien Mitte 18. Jahrhundert. - Ausführliche Abschrift einer medizinische Abhandlungen über Kinderkrankheiten
Los 1072
Zuschlag
480€ (US$ 533)
Medizin für Kinder. "Dissertationes de morbis puerorum". Lateinisches Manuskript auf Papier. 1 nn., 101 num. Bl. 30-35 Zeilen. Schrift: Lateinische Kurrent. Schriftraum: 15 x 11,5 cm. Format: 19 x 13 cm. Pergament d. Z. (stark fleckig, mit Fehlstelle, und geworfen) mit hs. RTitel. Italien, Mitte 18. Jh.
Ausführliche Abschrift einer medizinische Abhandlungen über Kinderkrankheiten. – Leicht stock- und braunfleckig mit einzelnen umgeknickten Ecken. Vorsätze fleckig und mit hs. Bestizvermerken und Notizen.
Buxheim
Geistliche Brossamen, welche von dem Tisch und großer Geist Lehreren. Deutschland (Buxheim) 1772
Los 1073
Zuschlag
420€ (US$ 467)
Buxheim. - "Geistliche Brossamen, welche von dem Tisch und großer Geist Lehreren und geist erfahrnen gefallen. Solche aber ein zweyfärbiges Hündlein in lateinischer Sprach zusammen gesammlet in das Teutsche übersetzet.". Deutsche Handschrift auf Papier. 180 S. 19 Zeilen. Schrift: Kurrent. Format: 15,5 x 10 cm. Bleistift-Reglierung des Spiegels. Schlichter Pappband d. Z. (teils etwas stärker beschabt und berieben, bestoßen) mit Rotschnitt. Deutschland (Buxheim) 1772.
Sammlung von Übersetzung aus den Schriften des Bonaventura, Malleolus, Thomas a Kempis und anderen Mystikern aus dem Besitz der Kartause Buxheim, wahrscheinlich auch dort im Kloster entstanden als Kompilation von bedeutenden Schriften daselbst. Das "zweyfärbige Hündlein" ist offenbar eine Andeutung des weißen Hausrocks und des schwarzen Chorrocks beim Ausgang als der Ordenstracht (Fiche). – Kaum Gebrauchsspuren, kaum fleckig, sehr gut erhalten. Im Innenspiegel mit eigenhändigem Eintrag des Professor Dr. Gerhard Eis (1908-1982): "Cod. 151 GEis Gekauft 28.3.68 von Jacques Rosenthal). Verso mit einmontierter Katalogfiche: "Liste 157 Jacques Rosenthal, Antiquariat Eching, 1968".
Cuzzianti, Antonio Leon
Tractatus de incarnatione. 3 Bände. Rom 1783. - Die "Abhandlung von der Auferstehung" des Mechitaristenpaters Cuzzianti in einer sauberen Handschrift
Los 1074
Zuschlag
320€ (US$ 356)
Cuzzianti, Antonio Leon. Tractatus de Incarnatione ... Conscriptus & in hanc methodum digestus ex praelectionibus Cl. Viri Joannis Caroli Bonomi. Tom. I-III. Lateinische Handschrift auf Papier. 3 Bände. 182; 160; 370 S. Mit kalligraphischen Titeln und teils farbigen kalligraphischen Zwischentiteln bzw. Überschriften. 19 x 13 cm. Halbleder d. Z. (stärker beschabt, bestoßen, mit kleinen Rand- und Eckläsuren, Bezugspapiere teils abgelöst) mit goldgeprägtem RTitel und etwas RVergoldung. Rom 1783.
Die "Abhandlung von der Auferstehung" des Mechitaristenpaters Cuzzianti in einer sauberen Handschrift mit kalligraphischen Zwischentiteln. Der "Tractatus de Incarnatione" gliedert sich in Tomus I: In quo contra Judaeos, ac Gentiles agit Paulo Leoni Archiepiscopo Achalzichensi dicatus. - Tomus II: In quo agitur contra Nestorianos, & Euthychianos. - Tomus III: In quo agitur de Monothelitis, & de nonnullis aliis quaestionibus Incarnationem spectantibus. – Durchgehend leicht feuchtrandig und vereinzelt gering sporfleckig, mit gelegentlichen Gebrauchsspuren, hin und wieder stärker gebräunt, meist aber recht gut erhalten. Seltener, für uns nicht nachweisbarer Text.
Medizinische Traktate. 2 Manuskripte des 18. Jahrhunderts. Lateinische bzw. italienische Handschrift in schwarzbrauner Sepiatinte auf Papier. Schrift: Kurrent-Bastarda. 4° bzw. Folio. Italien spätes 18. Jahrhundert.
I. "Medicina practicae pars prima. De febribus in genere et in specie". Lateinische Handschrift von 2-3 verschiedenen Händen auf Papier. 214 nn. Bl. Mit 2 Blättern vacat in der Mitte und am Schluss. Ca. 20-25 Zeilen. Schriftraum: 18 x 12,5 cm. Format: 20,7 x 14,7 cm. Pergamentband d. Z. (gebräunt, berieben und fleckig) mit handschriftlichem RTitel. Italien 1786. - II. "Dello stimolo in generale" und weitere medizinische Schriften. Italienische Handschrift auf Papier. 100 nn. Bl. in 5 Lagen, davon einige vacat. Ca. 32-35 Zeilen. Schriftraum: Ca. 25,5 x 12,5 cm. Format: 29 x 18,5 cm. Lose Lagen. Italien spätes 18. Jahrhundert. – Mit Gebrauchsspuren. Teils stärker, teils schwächer stockfleckig, besonders am Anfang ausgeprägter und nach hinten hin abnehmend. Mit Randläsuren. Insgesamt wohlerhalten und gut leserlich. Das letzte weiße Blatt mit Wurmfraß (Hs. II).
Nostradamus, Michel de
Les vrayes centuries et prophéties de maistre Michel Nostradamus imprimées pour la première foix
Los 1076
Zuschlag
250€ (US$ 278)
Die geheimen Visionen und Sprüche des Nostradamus
Nostradamus, Michel de. "Les vrayes centuries et prophéties de maistre Michel Nostradamus imprimées pour la première foix en 1556. Et réimprimées en 1668". Französische Handschrift in feiner schwarzbrauner Kurrent auf Papier. 1 Bl., 149 num. S. (S- 130 in der Paginierung übersprungen). Schriftraum: 15,2 x 9 cm. Format: 17,6 x 10,5 cm. Mit kalligraphischer Titelei und wenigen kalligraphischen Auszeichnungen wie Überschriften. Lose, aus einer einstigen Bindung gelöste Blätter aus bläulichem, feinen Büttenpapier, eingelegt in Sichthüllen in 2 modernen Ringordnern. Einstige Einbanddecke aus flexiblem Pergament beiliegend. Frankreich Ende 18. Jahrhundert.
Nach der Druckausgabe von 1668 bei J. Janson in Amsterdam feinsäuberlich angefertigten handschriftliche Kopie der berühmten "Centurien" des französischen Apothekers, Arztes und Astrologen Michel de Notre Dame (1503-1566), der unter dem Namen "Nostradamus" europaweit als Prophet bekannt wurde. Er fasste in seinen Vierzeilern, den Quatrains, zukunftsweisende Sprüche in Poesie, deren Ahnungen sich immer wieder als visionär erweisen sollten, worauf sich sein Ruhm schon zu Lebzeiten gründete. – Sehr sauber und wohlerhalten, kaum fleckig. Recto links jeweils Spuren von ehemaliger Bindung mit brüchigem Rand.
Varios papeles curiosos und Tabak
Spanische Handschrift auf Papier.
Los 1077
Zuschlag
650€ (US$ 722)
Über die Schäden des Tabakschmuggels im spanischen Granada
Tabak. "Varios papeles curiosos". Spanische Handschrift auf Papier. Sammelband mit 8 verschiedenen Traktaten. 91 Bl. Format: 21 x 14,8 cm. Verschiedene Hände, 18-16 Zeilen. Modernes hellbraunes Kalbsleder über 5 Zierbünden. Spanien 18. Jahrhundert.
Spanische Sammelhandschrift zur Wirtschaft mit sieben Traktaten, u. a. über Tabak, aus dem 18. Jahrhundert. Der Band beginnt mit einem Titel "Varios papeles curiosos". Inhalt:
1. Antonio Conde. Discurso hecho con motivo de un proyecto ideado por D. Ignacio Serra, vecino de Palma en Mallorca, relativo a igualar el valor que tiene la moneda en Cataluña con el que tiene en Castilla. Gezeichnet Barcelona, 6. Juni 1798 (Bl. 2-12). Unveröffentlichter Traktat über Währungsökonomie, der geschrieben wurde, um den Wert verschiedener Gold- und Silbermünzen nach der schweren Inflation von 1779 im Spanien unter Karl III. zu vereinheitlichen.
2. Antonio Conde. Disertación sobre si en Cataluña la peseta consta o puede constar de 34 cuartos. Gezeichnet Barcelona, 6. Juni 1798. Blatt 13-23.
3. Juan Pablo Forner (1756-1797). Sátira contra la literatura chapucera del tiempo presente (1788). Unsigniert. Blatt 24-48. A satiric poem against the Spanish official literature of the period. The text was first printed only in 1843.
4. Juan Felipe Maiz. Discurso presentado a la Real Sociedad de Granada por Juan Felipe Maiz, contador de la renta del tabaco de Ciudad Real sobre los perjuicios del contrabando y medios de extinguirle. Um 1795. Blatt 50-58. - Wohl unveröffentlichter Vortrag von Juan Felipe Maiz, dem Buchhalter für Tabakeinkünfte in Ciudad Real, vor der Königlichen Gesellschaft von Granada über die Schäden des Tabakschmuggels, mit dem Ziel, diesen auszulöschen.
5. Antonio Palacio. - Bericht über den Besuch des Ministers Antonio Palacio im Jahr 1791 an der portugiesischen Grenze zur Untersuchung des Tabakschmuggels. Blätter 61-75.
6. Sobre el contrabando. Um 1795. Blatt 78-81. Anonyme Schrift gegen die Schmuggelei.
7. Manifiesto de los aumentos, beneficios y ahorros proporcionados a los pueblos del reino y sus propios en los cinco años de 1787 a 1791 y de los despachos en ellos por los tres fiscales. Blatt 86-88. Datiert Mai 1791. - Ein Traktat der Finanzen und Steuern, der "Zuwächse, Vorteile und Ersparnisse, die dem Volk des Königreichs" Spanien in den fünf Jahren von 1787 bis 1791 gewährt wurden.
8. Astronomische Problemstellung mit Hinweis auf Kepler and Copernicus. Anonymous, um 1791. Bl. 90-91. – Mit nur teils stärkeren Wasserrändern und Verblassung der Tinte, die jedoch durchgehend lesbar bleibt, vereinzelt fleckig und mit Gebrauchsspuren.
Quaist Cudasch Musical Appertain
Engadiner Musikhandschrift als Monument der rätoromanischen Sprache mit spätbarockem Sgraffito-Schmuck. Bever 1799.
Los 1078 [*]
Zuschlag
3.600€ (US$ 4,000)
Monument der rätoromanischen Sprache mit spätbarockem Sgraffito-Schmuck
Engadiner Musikhandschrift. - Quaist Cudasch Musical Appertain. Allas Prudaintas Nobillissimas Conspicuas bain Educhedas Sig.rs. Cioe Sig.ra Chiatina Gian Pool et Sig.ra Maria Gian Pool Sruors […] Scrit Tres me Hans Lücij Enga (raetoromanice: "Dieses Musikbuch gehört den Damen Chiatina Gian Pool und Maria Gian Pool, Schwestern … Geschrieben von mir Hans Lücij Enga). 5 nn. Bl. (Titel und Index), 5 num. S., Bl. 6-51, 1 nn. Bl., Bl. 52-88, meist beidseitig beschrieben. Mit 10 Blattrahmen in bunter Deckfarbenmalerei. Schwarze und rote Feder mit kalligraphischen Initialen; etwas später von mindestens 2 Händen auf Leerräumen, Vakatseiten, den Bl. 77-88 und 6 losen Einlagen fortgesetzt. 18,8 x 26,2 cm. Braunschwarzes genarbtes Ziegenleder d. Zt. (unwesentliche Bereibungen oder Kratzer) mit goldgeprägten Rücken- und Deckelfileten, marmorierten Vorsätzen sowie dreiseitigem Goldschnitt. Bever (Oberengadin), 1799.
Stimmbuch für zwei- bis vierstimmige Vertonungen von Psalmen und geistlichen Liedern ("Chianzuns") mit rätoromanischen Texten. Sorgfältig auf bestem, weißen und festem Büttenpapier angelegte und reich geschmückte Sammlung von über 60 Vertonungen für Tenor und Discant, bisweilen auch Cantus I/II (Ergänzungen nicht eingerechnet). Die Empfänger/innen waren Mitglieder der alten Familie Pool in Bever (Bevers, Bevero), ein Weiler im Oberengadin in der Region Maloja des Kantons Graubünden in der Schweiz. Wahrscheinlich handelt es sich um die Töchter des dort und in Amsterdam tätigen Kaufmannes Jan Pool (1758-1830), der mit Ursina Pool-Planta die Töchter Caterina und Maria hatte (letztere verehelichte von Salis, später von Muralt). Die Familienakten einschließlich Stammbäumen sind im Staatsarchiv Graubünden erhalten (Sign. A SP III/16f mit Findmittel-PDF).
Der Schreiber und Illustrator ist für uns nicht nachweisbar, sein voller Name findet sich am Fuß der opulenten Titelkartusche, die Initialen "H.L.E." nochmals in der Bordüre zu Bl. 67v. Der Buchschmuck entspricht der architektonischen Sgraffito-Kunst im Engadin und hat daher deren Formensprache in farbiger Nachbildung übernommen […] die Stimmbücher [sind] verkleinerte Nachbilder von Sgraffito und bunter Fassade (Jenny, Über den Buchschmuck der Engadiner Musikhandschriften und die Gesangskultur im Oberengadin; in: Unsere Kunstdenkmäler XV, 1964, S. 209-16, als Digitalisat verfügbar). Das Wasserzeichen des starken Büttens zeigt die Intialen "GF" und "HF", als Gegenzeichen drei Halbmonde sowie gekrönter Schild mit drei Sternen.
Die Psalmenharmonisierungen sind teils gedruckten Quellen entnommen und mit Kürzeln der Tonsetzer oder Titel versehen, darunter Johann Caspar Bachofen, Barthold Heinrich Brockes (Broches, in der Vertonung Bachofens), Christian Huber (Ex Selenmusic), Balthasar Musculus, Johannes Schmidlin, Johann Wilhelm Simler. Psalm 110 wurde aus der Vertonung des Genfer Psalters durch Jan Pieterszoon Sweelinck ausgewählt (Ex Sveling; Bl. 29r, 30v, ergänzt 87v). Unter den Liedern solche zu Neujahr (d’Ann Nouf), auf den Frühling oder zur Hochzeit (Nuptiella). Zahlreiche Kompositionen sind namentlich nicht gekennzeichnet, darunter möglicherweise unbekannte. Wenige im Index vorgesehene Titel wurden nicht oder erst von den Folgehänden ausgeführt. Die Stimmen (meist je eine pro Seite) folgen nicht immer direkt aufeinander. – Nur ganz vereinzelt untere Ecken minimal fingerfleckig, wenige Farbverwischungen und Korrekturen, insgesamt bemerkenswert frisch.
Vita Sanctorum
2 Doppelblätter mit breiten Godlbordüren und 4 Miniaturen. England um 1870
Los 1085
Zuschlag
300€ (US$ 333)
Vita Sanctorum. 2 Doppelblätter aus einem englischen Heiligenleben in Form eines spätmittelalterlichen Stundenbuchs. Englische Handschrift in schwarzer Tinte auf Pergament. Schriftraum 13,5 x 8,3 cm. Format 18,4 x 12,4 cm. Mit reicher illuminierter Rankenbordüre in Pinselgold und Farben, 12 1-2-zeiligen Goldinitialen auf Farbgrund, 5 5-zeilige szenische Goldinitialen, Zeilenfüller in Gold und Farben sowie 4 großen halbseitigen Miniaturen in Pinselgold und Farben. England um 1870.
Zwei Doppelblätter aus einem den englischen Präraffaeliten nahestehenden Handschrift in moderner kalligraphischer Rotunda mit Textauszeichnungen in Goldschrift mit blauen Lettern und prachtvollen Initialen, davon fünf große mit szenischen Darstellung aus dem Leben des Heiligen Georg (Kampf mit dem Drachen, das Schloss der Königin, drei anbetende Engel etc. "Here beginneth the Lyfe of Saynt George Martyr...". Die sehr detailreichen, feinen Miniaturen zeigen eine Landschaft mit einer mittelalterlichen Stadt am Fluss und einer Burg, im Wasser schwimmt deas Drachenmonster wie das Ungeheuer im Loch Ness, ferner der Auszug Georgs aus dem Schloss, die Engelsprozession und das Vorführen des gezähmten Drachen im Schloss. – Pergament an Rändern stärker brüchig mit Ausbrüchen und kleinen Fehlstellen, nur stellenweiser Oberflächenberieb, kurioses Blätter (ein Doppelblatt zweiteilig).
Koran - Al Qur’an
Arabische Handschrift auf Papier. Ende 18. Jahrhundert. Illuminierter Taschenkoran
Los 1089
Zuschlag
360€ (US$ 400)
Koran - Al Qur’an. Arabische Handschrift auf gelatiniertem Büttenpapier. Ca. 380 Bl. Schriftraum 11,5 x 6,2 cm. Format 16 x 10,2 cm. Mit doppelblattgroßer Zierseite in Gold und Farben, ca. 110 Surenanfängen in Weiß auf Goldgrund-Balken mit Farbrahmen in Rot, Blau, Rosé, Kapitelanfängen mit Rosettenweisern in Gold und Farben sowie Goldpunkten für die Versanfänge und roten Vokalisierungen, alle Seiten in goldenem Rahmen, die flankiert sind von schwarzen Doppellinien. Lederband d. Z. (Rücken alt erneuert, stärker beschabt und Ecken bestoßen, ohne die einstige Klappe) mit blindgeprägten Deckelarabesken und Eckfleurons. Ende 18. Jahrhundert.
Handlicher Taschenkoran im Naskhi-Duktus. Die Doppelzierseite am Anfang der Al-Fatiha, der Eröffnungssure, ist in Goldornament und Farben ausgeziert. Die Ornamentik folgt dem typischen "Tezhib", den osmanisch-türkischen Zierformen für die Buchmalerei. – Vor allem zu Beginn und am Schluss mit althinterlegten Randläsuren und Fehlstellen (kaum Textverlust) und stärkerem (Farb-)abrieb. Im weißen Rand geringfügig fleckig. Teils eselsohrig, nur vereinzelt stärkere Gebrauchsspuren, im Block etwas gebogen, wohl vollständig. Im 19. Jahrhundert neu aufgebunden unter Erneuerung der Vorsätze.
Krishna Legende
Devanagari-Handschrift. Fragment einer indischen Miniaturen-Handschrift. Wohl Nordindien 19. Jahrhundert
Los 1090
Zuschlag
380€ (US$ 422)
Krishna Legende. - Devanagari-handschrift. Fragment einer indischen Miniaturen-Handschrift in Devanagari-Schrift (Sanskrit). Schwarze Federhandschrift auf Kartonpapier. 16 Bl., beidseitig beschrieben. Schriftraum 9 x 19,5 cm. Format 10 x 20,5 cm. Mit 8 Miniaturen in Deckfarbenmalereien. In moderner Leinendecke. Wohl Nordindien 19. Jahrhundert.
Die vorliegende Handschrift, reich an feinen Miniaturmalereien mit figürlichen Darstellungen, zeigt religiöse Szenen aus der hinduistischen Mythologie. Diese Darstellungen eröffnen einen Zugang zur Götterwelt und illustrieren Gebräuche, Rituale und Kulte des Hinduismus. Die wiederkehrende Figur mit schwarzer Hautfarbe, gekleidet in kostbare Gewänder und mit prunkvollem Schmuck versehen, lässt sich wahrscheinlich als den Gott Krishna identifizieren. Dieser wird häufig in Begleitung einer Gruppe von weiblichen Anhängerinnen (Gopis) dargestellt, die ebenfalls geschmückt und teilweise verschleiert erscheinen. Mehrere Miniaturen zeigen Paardarstellungen, deren Gestik und Körperhaltungen auf dialogische oder intime Interaktionen hindeuten. Die zentralen Figuren sind in rituellen Posen dargestellt und von floralen Symbolen umrahmt, die Hinweise auf Natur, Fruchtbarkeit und spirituelle Reinheit bieten könnten. – Teils mit stärkeren Gebrauchsspuren, Flecken und Knickspuren. Einige Blätter sind teils etwas gelöst (das letzte Blatt beinahe lose), an einigen Stellen stärker angestaubt. Zu Beginn und am Ende weisen die Blätter geringe Fehlstellen auf, doch scheint die Handschrift insgesamt weitgehend vollständig zu sein.
[*]: Regelbesteuert gemäß Auktionsbedingungen. [^]: Ausgleich von Einfuhr-Umsatzsteuer.
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